11/07/2008

Jehova, Jehova!

Auf dem Campus unserer schönen Universität treiben sich die seltsamsten Gestalten rum - gestern fragte mich eine ältere Dame in bunten Filzgewändern, ob sie mit mir über die Wahrheit sprechen könne. Da ich ein großer Freund der Wahrheit bin, willigte ich begeistert ein.
Als die erste Frage war, ob ich tatsächlich glaube, von einem affenähnlichen Wesen abzustammen, wusste ich, dass diese Frau nicht an DER Wahrheit interessiert war, sondern viel mehr an der Verbreitung irgendeiner absurden fundamentalistischen Religionslehre - das versprach lustig zu werden!
Die Diskussion war insgesamt etwas konfus, da die Dame wild zwischen den Themen sprang und selten auf eine Frage eine dazu passende Antwort lieferte - zum Beispiel fragte ich, was sie denn qualifiziere, die Evolutionslehre nach Darwin anzugreifen, worauf sie mir antwortete, dass sie die Wahrheit kenne, weil sie Zeugin Jehovas sei.
Auf die Frage, wie sie den Anspruch legitimiere, dass die Bibel die einzige Wahrheit sei, antwortete sie, dass die Bibel in "über 2000 Sprachen übersetzt, und mehr als 4.7 Milliarden mal gedruckt worden sei." (Wikipedia zitiert die "united bible societies", wonach Teilübersetzungen in über 2000 Sprachen existieren, die gesamte Bibel sei "nur" in 438 Sprachen übersetzt.), die Entstehung des Korans sei angeblich in der Bibel dokumentiert und erklärt (Der Koran entstand im siebten Jahrhundert unserer Zeitrechnung) und so weiter und so fort...

Auch zum Thema Engel und Dämonen gab es einen schönen Wortwechsel:

Ich: "Ich bin ja bis jetzt auch ohne die Zeugen Jehovas ganz zufrieden gewesen."
Sie: "Ja das ist, weil sie sich dem Gott nicht geöffnet haben und damit sind sie den Angriffen der Dämonen ausgeliefert!"
Ich: "Ach das macht nichts, ich hab bis jetzt noch keinen Dämonen-Angriff erlebt."
Sie: "Sie sind unbewusst auf der Seite der Dämonen! Wer nicht für Gott ist, ist gegen ihn! Das hat Gott gesagt!"
Ich: "...hat Bush auch gesagt... wir haben ja gesehen, wo sowas hinführt."
Sie: "... Bush ist ein Mensch, sowas darf nur Gott sagen!"
Ich: "Ganz egal war das sagt, dieses stupide Schwarz-Weiß-Denken führt trotzdem zu Fundamentalismus und Hass."
Sie: "Neiiiiiiiiiin, er ist ein Gott der Liebe, nicht des Hasses!"
Ich: "Dann legen Sie ihrem Gott nicht solche Worte in den Mund! wenn er tatsächlich ein Gott der Liebe sein sollte, hätte er nicht gewollt, dass Sie in seinem Namen Fundamentalismus fördern!"


Auch meine Kritik, dass dieser Missionierungsgedanke, verbunden mit dem Selbverständnis im Besitz der alleinigen Wahrheit zu sein, Fundamentalismus sei, Abgrenzung und Antipathie zwischen den Religionen fördere, wollte sie nicht akzeptieren.
Letztendlich endete die Diskussion damit, dass sie mir ein Buch schenken wollte, was ich dankend ablehnte.

Sie: "Sehen sie mal, ich geb ihnen dieses Buch, das können sie aufklappen und dann kommt hier ein Inhaltsverzeichnis!"
Ich: "Tatsächlich?"
Sie: "Ja, lesen sie mal."
Ich: "Nein, Danke!"


Ich wünschte ihr noch einen schönen Tag und zog von dannen.
Als ich kurz darauf wieder an ihr vorbei ging, lächelte sie mitleidig und bedauerte mich, worauf ich erwiderte, dass ich ja auch so relativ glücklich sei - irgendetwas muss sie daran provoziert haben, denn sie schrie mir hinterher:
"www.watchtower.O-R-G" ... so endete diese Begegnung.

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