4/01/2009

Kinderpornographie...

Mit Kinderpornographie als Begründung kriegt man alles durch (und wenn es nicht gegen Kinderpornographie geht, wird das Zielobjekt halt mit Kinderpornographie auf eine Stufe gesetzt, aber das war ein anderes Thema).
Zurück zum Thema, es geht natürlich um die berüchtigte Sperrliste, die schon unter anderem in Finnland (Link auf Englisch), Australien und Dänemark unter dem Vorwand, etwas gegen Kinderpornographie zu unternehmen, eingeführt wurde. In Finnland (Stand 19.02.2009) betrafen 0,9% der Einträge auf der Sperrliste tatsächlich Kinderpornographie, der Rest der gesperrten Seite behandelte legale Pornographie (83,9%), Seiten die mit Pornographie überhaupt nichts zu tun hatten (5,3%), oder Seiten von Kritikern der Sperrliste, sowie einige, die nicht eindeutig als legal, oder illegal zu identifizieren waren.
Nun ließe sich natürlich argumentieren, dass die 0,9% der Seiten am Leid vieler Kinder schuld sind und der Kollateralschaden deswegen in Kauf genommen werden kann. Wenn dem denn so wäre, würde ich sofort zustimmen, laut Udo Vetter (Lawblog) ist das nicht so.
Er widerspricht der von der Leyenschen Behauptung, dass eine "Kinderpornoindustrie" existiere, die monatlich Millionenumsätze mache. Aus seiner beruflichen Erfahrung als Anwalt schildert er, dass Kinderpornographie zum größten Teil aus Missbrauch in der Familie entstehe und dass das Material im Allgemeinen unentgeltlich in der Szene getauscht werde. Der Kontakt in der Szene werde dabei über Tauschbörsen, Newsgroups, oder Chaträume geknüpft - alles Bereiche, die von der Sperrliste nicht betroffen wären (mehr Details dazu im oben verlinkten Blogpost von Udo Vetter).
Interessant auch, dass die meisten Seiten, auf den Sperrlisten, in den USA, Australien und der EU betrieben werden. (Quelle: scusiblog) Noch interessanter ist die Anekdote von der stark grenzwertigen Seite, die über ein Jahr auf einer Sperrliste stand, ohne das etwas passierte - als ein User den Provider, der die Seite hostete auf die Seite aufmerksam machte, war die Page innerhalb von zehn Minuten offline (Nachzulesen in dem oben genannten Eintrag auf scusiblog).

Und nun kommt Frau von der Leyen, die mit Zahlen und Fakten ja sowieso ihre Probleme hat (dazu auch mein Blogeintrag), argumentiert mit einer angeblich millionenschweren "Industrie" für eine Sperrliste, die erwiesenermaßen wirkungslos ist und kein Politiker sagt etwas dagegen - traurig!

Nachtrag: Carechild unternimmt einen Versuch, der das hysterische Gebahren der beteiligten Politiker in keinem guten Licht erscheinen lässt. Unbedingt lesenswert!

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